Dynamiken der Macht. Das Herrschaftshandeln höfischer Eliten im Reflexionsmedium deutschsprachiger Literatur des Mittelalters (DFG-Projekt)

München, cgm 19, 44r (Ausschnitt)
München, cgm 19, 44r (Ausschnitt) © CC BY-NC-SA 4.0 DEED [https://daten.digitale-sammlungen.de/0007/bsb00071690/images/index.html?fip=193.174.98.30&seite=99&pdfseitex=]

Das Projekt untersucht den Beitrag deutschsprachiger Erzähltexte des 12. und 13. Jahrhunderts zu einer Konzeptualisierung und Diskussion des Herrschaftshandelns höfischer Eliten. Literarische Konstellationen eines Mit- und Gegeneinanders von obersten Herrschaftsträgern und Mitgliedern der sie umgebenden höfischen Eliten werden mit Blick auf die literarische Inszenierung von Interaktion und Kommunikation und die Dynamisierung von Machtverhältnissen analysiert. Es wird zu zeigen sein, dass und wie die fiktionale Literatur zu einer zeitgenössischen Diskussion um Macht und Herrschaft beiträgt, die gleichermaßen für die Ausbildung des (deutschsprachigen) Romans konstitutiv ist.

Das Vorhaben rückt die literarische Darstellung von weltlichen und geistlichen Führungsgruppen und ihren herausragenden Vertreterinnen und Vertretern in den Mittelpunkt, die im Umfeld des Herrschers oder der Herrscherin greifbar werden. Im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen Prozesse der Interaktion und Kommunikation am Kaiser-, Königs- und Fürstenhof. Fokussiert wird die Frage nach Ansprüchen und Interessen weiblicher und männlicher Eliten, nach Machtressourcen, -potenzialen und -optionen, die ihnen ein Herrschaftshandeln erlaubten, sowie nach politischen Kontexten, Räumen und Situationen, unter denen es dabei zu dynamischen Verschiebungen im Gefüge der Macht am Hofe kommen konnte. Die Konzentration auf die Eliten bedeutet freilich nicht, dass der Herrscher oder die Herrscherin gänzlich aus dem Blickfeld gerückt werden könnten: In einer Zeit, in der königliche Herrschaft nicht allein transpersonal gedacht wurde, sondern wesentlich auf persönlichen Beziehungen und Bindungen zur adligen Elite aufruhte, wird das Agieren von Angehörigen der Eilten in den literarischen Texten stets in Relation zum Handeln des Herrschers oder der Herrscherin gesehen und umgekehrt. Indem das Projekt interdisziplinär perspektiviert ist, den Anschluss an rezente literatur- und kulturwissenschaftliche Forschungsfelder und -paradigmen sucht (Interaktion und Kommunikation, ‚Konsens–Dissens–Konflikt‘, ‚dis/ability‘‚ gender und Intersektionalität‘), diese mit der Untersuchung von Erzählverfahren und narrativen Strategien verbindet und überdies die konkrete Materialität und Medialität illuminierter mittelalterlicher Handschriften berücksichtigt, richtet es ältere Fragestellungen zur Gesellschaftsthematik mittelalterlicher Literatur in systematischer und methodisch reflektierter Weise neu aus.

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Prof. Dr. Elke Brüggen

Seniorprofessorin für Ältere Germanistik mit besonderer Berücksichtigung der deutschen Literatur des Mittelalters

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Rabinstr. 8

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Sebastian Winkelsträter

Wissenschaftlicher Mitarbeiter

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