Daniel Falb
14. Thomas Kling-Poetikdozent an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Die Thomas-Kling-Poetikdozentur wird 2025 an einen Lyriker und Philosophen verliehen, dessen Arbeiten von größter Agilität und Spielfreude gekennzeichnet sind und der auf faszinierende Weise vorführt, wie wissenschaftliche Problemstellungen und Theorien mit literarischen Mitteln eingefangen und weitergedacht werden können.
Seit dem Erscheinen seines Debüts die räumung dieser parks (2003) gehört Daniel Falb zu den wichtigen Stimmen deutschsprachiger Gegenwartslyrik – und zu den faszinierendsten philosophischen Essayisten.
Bis zum jetzigen Zeitpunkt hat er fünf Gedichtbände bei kookbooks veröffentlicht. Hinzukommen mehrere Kollaborationen mit anderen Autor*innen aus der Literatur und Wissenschaft, die sich mit poetologischen Themen, der Theorie des Anthropozäns oder der Entwicklung und dem Einsatz von Künstlerischer Intelligenz auseinandersetzen.
Daniel Falbs literarisches Werk wurde vielfach ausgezeichnet und in mehrere Sprachen übersetzt. Aktuell ist er Stipendiat des Berliner Programms Künstlerische Forschung mit einem Projekt zu Animismus und KI. Er lebt in Berlin.
Das Literaturhaus Bonn veranstaltet ein Begleitprogramm zur Dozentur. Weitere Informationen hierzu finden sich unter: https://literaturhaus-bonn.de/veranstaltung/
Lyrikbände
- die räumung dieser parks, Berlin 2003.
- BANCOR, Berlin 2009.
- CEK, Berlin 2015.
- Orchidee und Technofossil , Berlin 2019.
- Deutschland. Ein Weltmärchen (in leichter Sprache), Berlin 2023.
Alle Titel bei kookbooks.
Essays und Studien
- Helm aus Phlox. Zur Theorie des schlechtesten Werkzeugs – mit Ann Cotten, Hendrik Jackson, Steffen Popp, Monika Rinck, Berlin 2011.
- Anthropozän. Dichtung in der Gegenwartsgeologie, Verlagshaus Berlin, Berlin 2015.
- Geospekulationen. Metaphysik für die Erde im Anthropozän, Berlin 2019.
- COVID und Lebensform, Leipzig 2021.
- Mystique der Weltbevölkerung, Leipzig 2022.
- Planeten Denken. Hyper-Antizipation und Biografische Tiefenzeit (mit Armen Avanessian), Leipzig 2024.
Alle Titel bei Merve.
Antrittsvorlesung
Die öffentliche Antrittsvorlesung von Daniel Falb zur 13. Thomas Kling-Poetikdozentur an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn unter dem Titel »Trainingsdatensätze und Weltliteratur« fand am 17. Juni 1025 um 19:00 im Festsaal der Universität Bonn statt. Alle Interessierten waren herzlich eingeladen.
Grußworte sprachen Frau Prof. Dr. Sabine Mainberger, Professorin für Komparatistik an der Universität Bonn (in Vertretung für Herrn Prof. Dr. Stephan Conermann, Dekan der Philosophischen Fakultät der Universität Bonn) und Jan Valk, Leiter Literatur der Kunststiftung NRW. Die Laudatio hielt Daniela Seel, Lyrikerin und Gründerin von Kookbooks (in Vertretung für den Literaturwissenschaftler Herrn Prof. Dr. Christopher Busch).
Seminar: Der Körper der KI. Begegnungen mit nichtmensch-licher Sprache (SoSe 25)
Beschreibungstext der Lehrveranstaltung:
KI Sprachmodelle haben in den letzten Jahren enorm an Leistungsfähigkeit gewonnen. Mit ChatGPT sind sie erstmals in den Verfügungsradius gewöhnlicher User*innen getreten. Ihr Einsatz hat bereits jetzt große Auswirkungen in diversen Berufsfeldern und Lebensbereichen – und nicht zuletzt: auf die Entstehung und Zukunft der Literatur.
Im Seminar wollen wir uns mit Szenarien beschäftigen, in denen Menschen KI Sprachmodelle nicht als Werkzeuge benutzen – z.B. als Übersetzungstool –, sondern als Konversationspartner. Wir schauen uns Fälle an, wo Menschen mit PartnerBots, TherapieBots, ThanatoBots, AltenpflegeBots, spirituellen Bots etc. in persönliche Gespräche eintreten, in denen ihre verkörperte Existenz – ihre Verletzlichkeiten, ihre Leidenschaften, ihr Wellbeing – auf dem Spiel steht. Hier nämlich ist die Spannung zwischen dem menschlichen Körper, als dem bisherigen Träger der Sprache, und dem Körper der KI am größten – und das ist zentral für den Umgang von Literatur mit KI.
Anhand von theoretischen Texten, Fallbeispielen, literarischen und sprachkünstlerischen Positionen zum Thema sowie Schreibübungen wollen wir uns dieser Differenz der Verkörperung annähern: Was sind ihre Dimensionen? Was bedeutet sie für unser Selbstverständnis? Und wie lässt sich mit ihr schreiben – was ist ihr poetologischer Impuls?