"Eine neue Ordnung der Dinge": Sozialer und kultureller Wandel in den brieflichen und journalistischen Netzwerken Heinrich von Kleists
Leitung:
Prof. Dr. Seán Allan (St Andrews/Bonn)
Prof. Dr. Elke Dubbels (Osnabrück)
Prof. Dr. Elystan Griffiths (Birmingham)
Prof. Dr. Christian Moser (Bonn)
Finanzierung: Arts and Humanities Research Council (AHRC) / Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
Laufzeit: 02/2026 – 01/2029
Ein Jahr vor der desaströsen Niederlage Preußens gegen Napoleon Bonaparte im Jahr 1806 brachte der deutsche Schriftsteller Heinrich von Kleist (1777–1811) seine Vorstellung von einer „neuen Ordnung der Dinge“ zum Ausdruck, die durch den Expansionismus Napoleons in Europa ausgelöst worden war. In den folgenden Jahren reagierte Kleist auf diese politischen und kulturellen Umwälzungen, indem er als Journalist und Herausgeber der Kunstzeitschrift Phöbus (1808), der geplanten nationalistischen Zeitschrift Germania (1809) und der ersten Berliner Tageszeitung, der Berliner Abendblätter (1810–11), eine Reihe von Netzwerken aufbaute. Ein wichtiges Element dieser Vernetzungsaktivitäten war die umfangreiche Briefkorrespondenz, die Kleist mit wichtigen kulturellen und politischen Persönlichkeiten in Deutschland und darüber hinaus unterhielt.
Unser Projekt will Kleists Netzwerke im Hinblick auf fünf Schlüsselbereiche untersuchen: (1) Politik, (2) Militär, (3) Ökonomie, (4) Kommunikation und Verkehr sowie (5) die visuellen Künste. Wir werden genauer erforschen, wie Kleist bestehende Netzwerke nutzte und neue schuf, indem wir uns auf das Zusammenspiel zwischen öffentlicher Kommunikation in seinen Zeitschriften und privater Kommunikation in seinen Briefen sowie in halböffentlichen Foren wie den Berliner und Dresdner Salons konzentrieren.
Um die sozialen, politischen und ästhetischen Implikationen von Kleists Journalistik und Briefkorrespondenz besser verstehen zu können, ist ein neuer methodischer Ansatz erforderlich, der weniger auf den Einzelnen ausgerichtet ist und sich stärker an kollektiven Netzwerken orientiert. Indem wir Kleists Werk in breiteren kreativen und intellektuellen Netzwerken positionieren, liefern wir ein analytisches Modell für die zukünftige Erforschung der „vernetzten“ Kulturen des 19. Jahrhunderts und entfernen uns von Paradigmen der Kreativität, die sich typischerweise auf das einsame (männliche) Genie konzentrieren. Unser Ziel ist es, das Verständnis von Autorschaft um 1800 zu vertiefen und zu differenzieren.
Team
Projektleitung Bonn / St Andrews
Prof. Dr. Seán Allan Joint Research Professor für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft
2.007, 2. Etage
Prof. Dr. Christian Moser Professor für Vergleichende Literaturwissenschaft
2.006, 2. Etage
Rabinstraße 8
53111 Bonn