Was ist (die Bonner) Komparatistik?

Was ist Komparatistik?

Die Vergleichende Literaturwissenschaft geht per definitionem über die Gegenstandsbereiche der Einzelphilologien hinaus. Sie beschäftigt sich mit den Literaturen der ,Welt‘. Dieser Ausdruck bezeichnet hier nicht einen Kanon vermeintlich überzeitlicher Werke; gemeint sind vielmehr (in Anlehnung an die Konzeption der ,Weltliteratur‘ Goethes, aber auch in deren Abwandlung) transnationale literarische Kommunikationszusammenhänge – genauer, die global vernetzten literarischen sowie intermedialen Produktions- und Rezeptionsprozesse. Die Internationalisierung der Literatur hat im Zuge der Globalisierung an Komplexität gewonnen. Das verleiht unserem Fach seine besondere Aktualität.

Unter der Prämisse einer globalen Vernetzung der Literaturen untersucht die Komparatistik die vielfältigen Relationen zwischen verschiedenen Texten, Formen, Genres, literarischen Strömungen, künstlerischen Medien und Institutionen.

Ein wesentliches Merkmal komparatistischen Arbeitens ist also, dass es Grenzen verschiedenster Art hinter sich lässt: die zwischen einzelnen Sprachen und Kulturen ebenso wie die zwischen Literatur und anderen Künsten, anderen Medien, anderen Wissensformen.

Ein wichtiges Arbeitsfeld der Komparatistik ist der Bereich der Inter- und Transmedialität, in dem Wechselbeziehungen zwischen den verschiedenen Medien, Künsten und Zeichensystemen analysiert werden. Welche Begegnungen gibt es z.B. zwischen Literatur und Malerei, Architektur, Fotografie oder Film? Wie verhalten sich Text und Performance, Tanz und Schreiben, Poesie und Installation zueinander? Welche Konstellationen gehen Text und Bild ein in Buchgestaltung, Comic, Karte oder Diagramm? Wie ändert sich die Wahrnehmung von Texten, Genres, etc. durch die Nutzung elektronischer Medien? Wie geht Literatur mit neuen Formaten der Publikation jenseits des gedruckten Buches um?

Ein Untersuchungsgegenstand der Komparatistik sind außerdem die vielfältigen historischen Korrelationen von Wissen und Literatur. Welche spezifische Form von Wissen wird von der Literatur produziert? Und auf welche Weise reagieren literarische Texte auf spezifische Formen des Wissens?

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© Gregor Hübl
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Mediale und wissensgeschichtliche Fragestellungen sind Ergebnis einer kulturwissenschaftlichen Erweiterung der Komparatistik. Diese impliziert veränderte methodologische Akzentsetzungen auch im Bereich der traditionellen komparatistischen Arbeitsfelder, eine verstärkte Reflexion auf die Einbindung der Literatur in kulturgeschichtliche und inter- bzw. transkulturelle Kontexte und somit auf Fragen der Kulturtheorie und des Kulturkontakts, des Post-/Kolonialismus und der Migration.

Eine Komparatistik, die ihren Horizont in diesem Sinne erweitert, vollzieht fortlaufend Grenzüberschreitungen nicht nur in den Bereich der benachbarten Literatur- und Kunstwissenschaften, sondern auch auf das Terrain der Philosophie, der Ethnologie, der Medien-, Gesellschafts- oder Lebenswissenschaften. Diese Position begreift unser Fach als besondere Chance, vertraute Sichtweisen aufzubrechen und neue Konfigurationen zu beobachten und zu erzeugen.

Das Studium der Komparatistik verschafft Kompetenzen, die in Hinsicht auf kulturelle und mediale Globalisierung von zentraler Bedeutung sind, und bereitet so auch für einen internationalisierten Arbeitsmarkt vor.

Komparatistik in Bonn

Komparatistisches Forschen und Lehren kann an der Universität Bonn auf eine lange Tradition zurückblicken, die von August Wilhelm Schlegel über Oskar Walzel und Ernst Robert Curtius bis in die Gegenwart reicht. Gegründet wurde die Abteilung für Vergleichende Literaturwissenschaft 1967. Aktuell wird sie von Christian Moser (seit 2009) und Sabine Mainberger (seit 2010) repräsentiert. Beide Professuren werden seit 2023 durch die Junior-Professur von Franziska Jekel-Twittmann komplementiert. Sie alle vertreten das Fach in seiner ganzen Breite mit jeweils unterschiedlichen Schwerpunkten.

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Birgit Groth

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